Österreich macht es Tagesausflüglern aktuell nicht gerade leicht. Am Lift braucht man zwar nur „2G“. Aber um in die Alpenrepublik einzureisen, zusätzlich einen bei uns rund 75 Euro teuren PCR-Test, falls man noch nicht geboostert ist, was für Kinder ja noch gar nicht angeboten wird. Das beschert den bayerischen Skigebieten gerade eine hübsche kleine Sonderkonjunktur. Weil aber der Schnee dort mittlerweile ausgeht, sind wir jetzt doch ins Zillertal gefahren.
Vormittags um zehn Uhr zeigt sich die deutsch-österreichische Grenze als völlig verwaist, niemand will unsere 2G-plus-Nachweise sehen. Anders dagegen die Ankunft in Kaltenbach: Der Parkplatz ist rappelvoll, im Parkhaus dahinter bekommen wir gerade noch im dritten Stock einen Platz fürs Auto. An der Kassa sind immerhin alle acht Posten besetzt, unsere Kassiererin ist routiniert und superfreundlich und nach kaum fünf Minuten sind wir zu zweit unsere 110 Euro los und durften auch unsere 2G-Nachweise samt Perso-Kontrolle vorzeigen.
Professionell sind sie, die Zillertaler: Weil beide parallelen Kabinenbahnen ab der Talstation laufen, ist trotz des Andrangs so viel Platz, dass wir zwei uns eine eigene Gondel für die Auffahrt aussuchen dürfen. Erst auf der Mittelstation drängt dann ein junges Pärchen rein – die neue Gondel-Etikette hat sich noch nicht überall herumgesprochen.
Was Pistenpräparierung angeht, können sich die Bayern hier auch eine Scheibe abschneiden: Kaltenbach liegt mit 558 Metern kaum höher als München (525 m) und deutlich niedriger als die oberbayerischen Skiorte. Doch im Gegensatz zu denen gelingt es dem Hochzillertal-Team, bis auf ein paar unwesentliche Ausnahmen sämtliche Pisten geöffnet zu halten – auch in einer schwierigen Situation wie nach dem Tauwetter mit bis zu 15 Grad in der ersten Januarwoche.
Die Kanten sollte man allerdings gut geschliffen haben: Die schwarze Abfahrt vom Marchkopf nach Hochfügen und natürlich die schmale Talabfahrt zurück nach Kaltenbach präsentieren sich trotz des Neuschnees vom Vortag prügelhart bis glasig. Auf den weiten Hängen von Hochfügen und unterm Wimbachkopf hält der Schnee dagegen erstaunlich gut. Seine Schwünge heißt es trotzdem präzise setzen; es sind einfach sehr, sehr viele Menschen auf die gleiche Idee gekommen wie wir und wollen heute hier skifahren.
Dazwischen etwas zu essen haben wollen sie auch; für manchen ist das im Hochzillertal noch wichtiger als Tiefschnee- und Einkehrschwung. Schließlich gilt das Gebiet seit dem Bau von Kristall- und Wedelhütte in den Nullerjahren als Gourmetwedelrevier. Mittlerweile hat Skigebietsbesitzerin Martha Schultz nachgelegt und mit Firnhütte, Kashütte, Marendalm und dem neuen italienisch angehauchten AlBERGo in der Bergstation der 2019 fertiggestellten Wimbachkabinenbahn auch genügend Offerten mit familienfreundlichen Preisen geschaffen.
Wie es im AlBERGo ist, schauen wir uns das nächste Mal an; dieses Mal lag die Wedelhütte doch zu verführerisch in der Sonne. Zumal ein knallvoller Tag für die selbsternannte „höchstgelegene Fünfsterneskihütte Tirols“ ein echter Belastungstest ist. Und insgesamt muss man sagen, das Wedelhüttenteam hat ihn bestanden. Man steht zwar erst mal ein paar Minuten an, um noch mal „2G“ nachzuweisen; diese Kontrolle haben die Wedelhüttler aber clever mit der Platzanweisung kombiniert – es rumpelt also niemand auf der Suche nach einem Platz durch alle Stuben. Wir wurden gefragt, ob wir einen Platz an der Bar akzeptieren, was zu zweit eh die bessere Wahl ist. Am Tresen hatten wir geradezu gigantisch schnell Getränke und Essen, und geschmeckt hat es ebenfalls, auch wenn meine Tochter monierte, dass ihre vegane Curry-Bowl aus völlig anderen Zutaten bestand als angekündigt. (An meinem Semmelknödel-Carpaccio konnte man offenbar nicht viel anders machen als beschrieben.)
Zillertal-Urlauber sind eindeutige Sportskanonen: Anderswo mögen die Abfahrten spätestens um zwei Uhr deutlich leerer werden. Aber hier ließ der Andrang auf den Pisten auch nach der Mittagspause (die eh schon nicht besonders früh war) nicht nach und hielt tatsächlich bis zum Liftschluss um 16 Uhr an, um sich schließlich dicht an dicht auf die schmale Stefan-Eberharter-Goldpiste ins Tal zu schieben. Da merkt man dann schon, dass das Hochzillertal nicht die Trois Vallèes ist und die Schultz-Family ihr (mit Hochfügen) gerade mal 85 Pistenkilometer schon bis auf den letzten Inch ausgereizt hat. Aber was soll’s – wir hätten ja bereits um 7.30 Uhr starten können; und wer clever ist, nimmt momentan sowieso für die letzte Abfahrt ab der Mittelstation die Gondel.
Unten angekommen, empfiehlt sich noch mal ein gepflegter Einkehrschwung, um der Blechlawine aus dem Tal heraus auf die Inntalautobahn aus dem Weg zu gehen; den haben wir diesmal ausgelassen und uns von unserem Freund Google Maps auf teilweise abenteuerlichen Sträßlein rechts des Ziller am Stau vorbei leiten lassen. Das mag am Ende auch nicht so viel kürzer gedauert haben. Aber es war auf jeden Fall ein gutes Gefühl, in der Ferne die endlose Lichterkette im Schritttempo dahinkriechen zu sehen.
Info: https://www.hochzillertal.com/de/, https://www.wedelhuette.at, https://www.hochfuegenski.com, https://www.best-of-zillertal.at
(hwr)
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