Eishockey im Ewigen Eis

Nur die Urlauberkinder in Sandalen jammerten wegen der Kälte. Alle anderen, die an diesem Sommer-Spätnachmittag am Jungfraujoch aus dem Adolf-Guyer-Zeller-Tunnel ins gleißende Sonnenlicht traten, hatten ein breites Grinsen im Gesicht. Die Jungfraubahnen hatten zu Ehren des Schweizer Eishockeys die eidgenössischen NHL-Stars und eine Auswahl des Hauptstadtclubs SC Bern zu einem Show-Match auf 3435 Metern Höhe eingeladen.

„Es ist eine Wahnsinnssache, die hier oben aufgestellt wurde“, erklärte NHL-Spieler Nino Niederreiter. „Ich bin begeistert“, schwärmte der 31-Jährige amtierende Vizeweltmeister aus Chur, der seit 2009 in der National Hockey League spielt, wo er vor zwei Jahren als erster Eidgenosse 200 NHL-Tore erzielte. Auch am Jungfraujoch eröffnete der Flügelstürmer der Winnipeg Jets den Torreigen. Am Ende gewannen die „Amerikaner“ 6:5. In den Augen des fünffachen Schweizer Meisters Tristan Scherwey war es nur eine Frage der Spielzeit. Mit schelmischem Lachen konstatierte er nach zweimal zehn Minuten „jetzt, wo es fertig ist, wäre ich langsam warm“.

„Die Luft ist schon dünner, aber das merkt man ja auch beim Wandern“, Nico Hirschier

Das war Stürmer Benjamin Baumgartner schon zuvor. Beim Hattrick flogen stilecht Kappen der Zuschauer auf die Spielfläche. Nur fürs spontane Alphorn-Blasen danach reichte die Luft des 22-Jährigen Österreichers nicht mehr, der seit Jugendtagen in der Schweiz spielt.

Weder Höhe noch Wärme schienen Nico Hischier etwas anhaben zu können: „Die Luft ist schon dünner, aber das merkt man ja auch beim Wandern“, relativierte der Kapitän der New Jersey Devils, der den August über mit dem SC Bern trainiert, ehe es Anfang September wieder zurück in die USA geht.

Das besondere Spiel war ein Herzensprojekt von Jungfraubahnen-Direktor Urs Kessler, der schon seit Jahren an der Realisierung der Idee arbeitete, die entstand, „ da ja die meisten Schweizer NHL-Profis im Sommer in der Schweiz trainieren.“ Dazu pflegen die Bergbahnen eine langjährige Partnerschaft mit dem SCB. Erst wenige Tage zuvor erstürmten dessen Profis im Rahmen der Saisonvorbereitung im Laufschritt den ebenso zum Bergbahn-Unternehmen gehörenden Harder Kulm. Nun präsentierten sie im spektakulären Rahmen ihr Trikot für die kommende Saison.

Nicht ganz so außer Atem wie beim Berglauf kamen die Berner beim Spiel auf dem 15 x 30 Meter großen synthetischen Eisfeld am Jungfraujoch. Auch wenn sich die Höhenluft bei den intensiven Einsätzen im Spiel durchaus bemerkbar machte. „Hier muss man mit weniger Körpereinsatz agieren und mehr spielerisch machen“ fand Berns langjähriger Kapitän Simon Moser seinen Weg, um sich in der dünnen Luft zu bewegen. Zusammen mit Ramon Untersander, Tristan Scherwey, Joël Vermin, Benjamin Baumgartner und Andri Henauer forderten sie Niederreiter, Hischier, Siegenthaler, Suter, Kurashev und den ehemaligen NHL-Torhüter Adam Reideborn heraus.

Streng aber cool“, Pius Suter

„Streng aber cool“ schnaufte Vancouver-Cannucks-Center Pius Suter, dem es „unglaublich Spass gemacht (hatte), inmitten einer solchen Kulisse dem Puck nachzujagen – obwohl man nach ein, zwei schnellen Schritten tüchtig durchatmen muss“, bei einem Wechsel und der Davoser Philipp Kuraschev von den Chicago Blackhawks schwärmte: „Es ist eindrücklich.“

„Ich habe lange um dieses Eishockey-Match gekämpft und bin sehr glücklich und zufrieden, dass wir den Anlass nun doch noch kurzfristig auf die Beine stellen konnten“ resümierte Kessler, während sich Teams und Schiedsrichter zum gemeinsamen Gruppenbild vor dem mächtigen Berggipfel versammelten.

Angefangen hatte man die Tradition der besonderen Ereignisse auf dem Jungfraujoch mit dem Kick-Off zu der von Schweiz und Österreich gemeinsam ausgetragenen Euro 2008, bei der unter anderem die Ex-Bundesliga-Profis Stephane Chapuisat und Andreas Herzog als Kapitäne ihre Teams anführten. Ein Erinnerungsfoto daran hängt ganz zu Beginn im Tunnelgang hinaus zum Gletscher. Flankiert unter anderem von Tennis-Ikone Roger Federer, der mit Lindsay Vonn zum Show-Match aufschlug, den boxenden Klitschko-Brüdern oder Starpianist Lang Lang, der samt Flügel auch noch als Eisskulptur in Lebensgröße in einer Nische im Eispalast zu bewundern ist. Dort, wo auch der Nachmittag für die Eishockeycracks mit dem üblichen Rundgang endet, auf dem die Sportler und ihre Begleiter staunend durch den Tunnel im Eis mit den filigranen Eisskulpturen spazierten.

www.jungfrau.ch

#Jungfraujoch #Top of Europe #Jungfraubahnen #Schweiz #Eishockey #SC Bern #Nino Niederreiter #Nico Hirschier #Jonas Siegenthaler #Pius Suter # Philipp Kurashev #Adam Reideborn #Showmatch #Eispalast