Auf dem markanten Charakterberg des Kleinwalsertals gibt es nicht nur neue Bergbahnen, sondern auch das anspruchsvollste Bergrestaurant weit und breit.
Bruno Vaccargiu ist ein stolzer Italiener. Kompromisse sind nicht seine Sache. Das gilt auch für die Pizza, die er auf knapp 2100 Meter Höhe am Kleinwalsertaler Paradeberg Ifen backt. Viereckig, fand er zunächst, geht gar nicht. Er hat’s dann doch gemacht, als er sah, dass für das neue schicke Bergrestaurant nur eckige Teller gekauft worden waren. Aber selbst gekneteter Teig muss sein. Echte Mozzarella auch. Und frisches Basilico sowieso, da pflegt Bruno seine eigene kleine Plantage im Magazinraum.
Brunos Arbeitsplatz ist am Ifen. So heißt der Charakterberg des Kleinwalsertals. Die Pisten da waren schon immer wie die Landschaft: gewaltig. 40 Jahre lang fuhr aber nur eine alte Sesselbahn hoch zum Gottesackerplateau. Doch jetzt sind neue Zeiten angebrochen: In den vergangenen beiden Sommern hat die Bergbahngesellschaft 40 Millionen Euro in die Hand genommen und ein komplett runderneuertes Skigebiet draus gemacht.
Highspeed-Sesselbahn und Flüstergondel
Jetzt gibt es links eine moderne Highspeed-Sesselbahn mit Bubbles und rechts eine Zehnergondel in zwei Sektionen mit Flüsterantrieb und WLAN in den Gondeln. Dazu kamen Beschneiungsteich, Pistenkorrekturen – und eben das neue Restaurant. Der Neubau heißt jetzt “Tafel & Zunder”, nicht mehr wie früher schlicht “Hahnenköpfle”. Und er will nicht nur höhenmetermäßig die Spitze unter der Kleinwalsertaler Berggastronomie einnehmen.
In den ersten Tagen nach der Eröffnung zu Weihnachten musste Gastronomieleiter Thomas Vorholzer allerdings erst mal viel Kritik einstecken: Es kamen einfach viel mehr Leute als erwartet, manche mussten stundenlang warten. Inzwischen ist die Speisekarte gestrafft. Es werden nur so viele Tische geöffnet, wie die Küche verkraftet. Und Sterneküche versuchen sie jetzt auch nicht mehr. Bei 300 Personen und weiteren 200 auf der Terrasse wäre das wohl auch illusorisch.
Grüne Haube und nachhaltige Currywurst
Aber es sind weiter ein ambitioniertes Konzept: Zahlreiche Gerichte sind bio, zusätzlich ist das ganze Restaurant mit der Grünen Haube zertifiziert. Danach muss das Köcheteam z.B. selber Brot backen, die Mehrzahl der Lieferanten aus der Region haben und zahlreiche vollwertige Gemüse- und Getreidegerichte auf die Karte nehmen. Currywurst und Burger sind weiter erlaubt, aber mit lokalen Fleischlieferanten und eigener Barbecuesauce. Das Ergebnis kann sich schmecken lassen, wie sich der Autor am Freitag überzeugen konnte.
Skifahrerisch macht das Gebiet auch was her. Von links nach rechts (von unten gesehen) werden die Pisten immer anspruchsvoller, beginnen bei sanften Pistenautobahnen über das landschaftlich einmalige Gottesackerplateau und kulminieren bei der schwarz markierten Olympiaabfahrt – so genannt, weil sich dort die deutschen Abfahrer vor den Spielen in Garmisch 1936 vorbereiteten.
Pizza mit echtem Grana-Padano-Käse
24 Pistenkilometer gibt die Bergbahn an. 52 Prozent davon jetzt beschneit. Vor allem auf der Olympiaabfahrt merkte man, dass da höchstens punktuell beschneit wurde – die Piste war nachmittags ziemlich weich. Aber insgesamt reicht der Berg auch dem ambitionierten Skifahrer gut für einen ausgefüllten Skitag. Die Option, mit dem Pendelbus die zwei Kilometer hinüber zu wechseln zu Heuberg und Walmendingerhorn, macht eher in der anderen Richtung Sinn: zum Ifen, nicht weg von ihm.
Zwischendrin gehört natürlich unbedingt ein Stopp bei Bruno mit dazu. Wenn der stolze Italiener etwas empfehlen darf, dann ist es die Älpler-Pizza. Denn da liegt nicht nur frischer Basilikum drauf, sondern auch echter Grana-Padano-Käse statt des anderswo gern verwendeten Analaogpampfs. Da lässt sich Bruno nicht lumpen.
Autor: Hans-Werner Rodrian
Der Ifen im Web-Viewer von „Schnee und mehr – Der Skitlas“: Oberstdorf
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